Nr. 03 (2018): Antisemitismus. Altes Gift in neuen Schläuchen

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Das »Gift« des Antisemitismus ist das thematische Motto dieser Ausgabe. Es ist »alt«, da seine Frühformen weit in vorchristliche Zeit zurückreichen. Durch die Ablöseprozesse der (vor allem der hellenistischen) Christen vom Judentum und der Entstehung einer Theologie der »Überwindung« bzw. »Ersetzung« (Substitution) der jüdischen Religion durch die christliche entstand eine neue Dimension der Judenfeindschaft: Antisemitismus wurde zum Programm des christlichen Abendlands. Zwar gab es immer auch Zeiten relativer friedlicher Koexistenz und des Austausches zwischen Christen und Juden, letztere blieben aber stets »verdächtig«, da sie die »Wahrheit« nicht erkennen würden und »verblendet« seien gegenüber der Botschaft Christi.

Ihre Minderheitssituation wurde als »konspirativ« gedeutet, sie wurden schuldig für Katastrophen wie die mittelalterliche Pest deklariert. Schließlich wurden Juden dämonisiert und verteufelt. Der Vorwurf, mit dem Satan im Bunde zu stecken, war eine der Ursachen für aufkommende Verschwörungsmythen, die – bis heute – den Juden unterstellen, die Macht in Staat, Religion, Gesellschaft und Wirtschaft erlangen zu wollen. Derlei Verschwörungsmythen unterscheiden den Antisemitismus von anderen Formen des Rassismus und der Feindseligkeit gegenüber anderen Religionen oder Fremden.

Dieser »alte« Antisemitismus taucht heute in »neuen Schläuchen« auf, will sagen, in neuen Kommunikationsformen, insbesondere auf Mainstream-Seiten des Internet, aber auch mit neuen Anschärfungen, die vor allem die Existenz des Staates Israel betreffen. Schlagzeilen machten in den vergangenen Jahren antisemitische Töne in populären Songtexten, arabischer bzw. muslimischer Antisemitismus, der sich auch in Europa breit macht, sowie eine Radikalisierung extremistischer und rechtsradikaler Anfeindungen gegen Juden. Neuere Studien zeigen, dass Antisemitismus nicht nur an den »Rändern«, sondern in der Mitte der Gesellschaft vorhanden ist. Alle diese Formen finden in den vorliegenden Beiträgen Erwähnung und werden analysiert. Die Leser:innen werden – so das Konzept dieser Zeitschrift – in elementarer Form informiert und finden zahlreiche Literaturangaben zur weiteren Vertiefung.

Ebenfalls finden Sie wieder Vorschläge für die Bildungsarbeit, theologische Kommentare zu derzeit diskutierten Themen, aktuelle Notizen und Rezensionen. Die Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext bleibt damit der Tradition und den ursprünglich gesetzten Zielen des früheren Freiburger Rundbriefs treu, der vor 70 Jahren zum ersten Mal erschienen ist. Ein Abdruck des Inhaltverzeichnisses des ersten Freiburger Rundbriefs 1948 finden Sie zu Beginn dieser Ausgabe.

Veröffentlicht: 2018-10-01

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